jazzkeller 69 e.V. Archiv


04.04.2008 - Einlass: 21:00:00 Beginn: 21:30:00
Aufsturz - Oranienburger Strasse 67-68, 10117

Begegnungen

London-Berlin - Willi Kellers - Schlagzeug
London-Berlin - Johannes Bauer - Posaune (trombone)
London-Berlin - Dave Tucker - Gitarre
Tokyo-Berlin - Andreas Dormann - Bassklarinette
Tokyo-Berlin - Christian Weidner - Altsaxophon
Tokyo-Berlin - Yukata Kaido - Bass
Tokyo-Berlin - Antonio Palesano - Electronics, Synthesizer

Schon auf dem Papier mag die Kombination Schlagzeug, E-Gitarre und Posaune gewöhnungsbedürftig erscheinen. Aber was der Schlagzeuger Willi Kellers, der Gitarrist Dave Tucker und der Posaunist Johannes Bauer am Sonntagabend in der Dieselstraße ablieferten, war so erstaunlich, mitreißend, beglückend und nicht zuletzt humorvoll, dass man von einer Sternstunde in Sachen frei improvisierter Musik nicht nur der letzten Zeit reden muss, um dem Abend gerecht zu werden.
Die immense künstlerische Spannbreite dieser Musik, die ganz auf Intensität, Performance und Nicht-Wiederholbarkeit setzt, wurde im Verlaufe zweier ausgedehnter Sets auf höchstem Niveau hör- und spürbar gemacht.
Da war der Brite Tucker, bekannt geworden als Mitglied des London Improvisers Orchestra, der sein ganzes Instrument im Wortsinne als Klangerzeuger nutzte, mit vollem Körpereinsatz und sardonischem Grinsen zwischen zartestem Flagolett-Spiel und brachialen Noise-Attacken changierend und auch schon einmal allein durch die Manipulation des Verstärkersteckers erzeugtes Feedback-Pfeifen furios modulierend.
Johannes Bauer hielt in der Dieselstraße dagegen, mit leisen Growls oder frenetischen Stößen - tänzelte dabei, und die eigenwillig-fragmentarischen Tonführungen und Motivwechsel Tuckers begleitet er, ja vorausahnend, noch mit Anmut auf der Bühne
In der Mitte jedoch, mit geschlossenen Augen zumeist, saß der großartige Willi Kellers und stiftete mit seinem transparenten, erstaunlichen Eingebungen folgenden Spiel die entscheidenden Zusammenhänge, setzte Akzente, variierte das Tempo und erzählte dabei stets seine eigene Geschichte.
Dass ihn dieser Abend mehrfach an die Grenze der körperlichen Erschöpfung zu führen schien, hatte indes weniger mit dem spielerischen Kraftaufwand, sondern eher mit der geforderten äußersten Konzentration zu tun. Das begeisterte Publikum in Esslingen teilte auch diese Erfahrung gerne.
~ [ Ukr, Stuttgarter Zeitung ]
Der in Berlin lebende Bassklarinettist Andreas Dormann hat sich in den letzten Jahren mehrmals in der freien Improvisationsszene Tokios bewegt. Nun bringt er zwei Berliner Kollegen und einen spannenden Gast aus Japan zusammen.
Berlin-Tokio: Ein Rendezvous , mit freier Improvisation als gemeinsamen Nenner!