jazzkeller 69 e.V. Archiv


13.02.2009 - Einlass: 21:00:00 Beginn: 21:30:00
Aufsturz - Oranienburger Strasse 67-68, 10117

The Vanguard

The Vanguard - Christopher Dell - Vibraphon
The Vanguard - Theo Jörgensmann - Klarinette
The Vanguard - Hagen Stüdemann - Bass

Der Newcomer Hagen Stüdemann ist ein Geheimtipp! Als originäres Kontrabassindividuum lehrt er Platzhirschen der Berliner Szene das Fürchten, macht sich ansonsten aber eher rar. Umso erfreulicher ist es, dass wir ihn nun mit einem von ihm initiierten exzellenten Trio der improvisierten Musik präsentieren können.
Hagen Stüdemann: 'Nicht das gegebene Material ist von Bedeutung, sondern seine durch Individualität des Seins und des Spiels erzeugte Metamorphose. Unserem Berufsethos als Musiker entsprechend, geht es schlicht um die Realisierung von Visionen! Klanglich erlebbar werden diese durch Improvisation, der stetigen Vitalität des Vortrags, einer spannenden Unkalkulierbarkeit des Spiels bei höchster Kommunikationsgeschwindigkeit und einer Vielschichtigkeit der in- sowie externen Stimmungen, ergo dem Nebeneinanderexistieren verschiedener Systeme. Das durch diesen visionären Ansatz bisher noch nicht gehörte Musik kreiert wird, versteht sich von selbst.'
Christopher Dell: 'Das Interessante ist, je besser ich improvisieren kann, also je mehr ich über die Situation weiß, desto mehrdeutiger wird sie. Je mehr ich ersetze – also rein, raus, runter – und je größer ich den Raum machen kann, desto mehrdeutiger, also unordentlicher wird dieser Raum. Und deswegen gibt es Improvisation: eine Befähigung, konstruktiv mit Unordnung umzugehen. Ich füge da natürlich immer dazu: 'in Gemeinschaft''.
Theo Jörgensmann: 'Ich bin überzeugt, dass improvisierte Musik die modernste Art von Musik überhaupt ist, hat sie doch zu einem völlig neuen Typus geführt, dem integralen Musiker, der gleichzeitig Dirigent, Komponist, Instrumentalist ist. Ein Improvisator hat sich um alles selbst zu kümmern, von der Produktion bis zum Marketing, er denkt im sozialen Zusammenhang, wenn er mit andern spielt, er muss in der Lage sein, gemeinsame Ziele zu formulieren und Verantwortung zu übernehmen, aber auch, wenn nötig, zurückzutreten…'
Christopher Dell, 1965 geboren, Erhielt Klavierunterricht ab dem sechsten und Schlagzeugunterricht ab dem elften Lebensjahr. Zwischen 1985-90 Studium der Musik (Vibraphon, Schlagzeug und Komposition) in Hilversum, Rotterdam und Berklee School of Music (Privatunterricht bei Gary Burton). Nahm an den Internationalen Ferienkurse für Neue Musik bei Karlheinz Stockhausen, Wolfgang Rihm und John Lindberg teil. Lebt als freier Komponist und Vibraphonist in Berlin. Arbeitete mit Benny Golson, Heinz Sauer, Norbert Stein, Kenny Wheeler, der NDR Big Band. Derzeit konzentriert er sich auf sein eigenes Trio D.R.A. mit Christian Ramond (Bass) und Felix Astor (Schlagzeug)und die Zusammenarbeit mit Theo Jörgensmann. 2005 erhielt Dell den Darmstädter Musikpreis mit folgender Begründung: Der Jazzer gehöre „zu den bedeutendsten improvisierenden Musikern Deutschlands… er sei momentan ohne Zweifel der interessanteste Musiker seines Instrumentes in Europa.
Hagen Stüdemann, 1972 in Rostock geboren. Nach zehnjähriger klassischer Gitarrenausbildung wechselte er zum Kontrabass und nahm nochmals zehn Jahre bei Henry Schwarzkopf (Stellvertrettender Solobassist der Norddeutschen Philharmonie Rostock) Unterricht. Spielte mit eigenen Bands (2001-05 Ispahan, 2001-03 ChamberJazzOrchestra, 2003-06 AnarchoJazzLobbyBand) im Norddeutschen Raum und auf den dortigen Festivals (Jazzfrühling Neubrandenburg, mehrfach beim Ostseejazz). Lebt seit 2005 in Berlin (Clubauftritte mit Theo Jörgensmann, Takuji Kawai, Akira Ando, Floros Floridis, Johannes Bauer u.a.) In  Stüdemanns Ton  hallt der tiefschwarze Ursprung des Jazz. Dazu parliert er in musikalischem Esperanto  aus Kammermusik, spätromantischer Gitarrenmusik, Freejazz und Hip-Hop. Dieses wird mittels Expressivität und Klangreichtum, Beweglichkeit der rhythmischen und melodischen Wendungen in geballte Energie übersetzt und schließlich potenziert durch eine Phrasierung, welche dem Bass größten Raum sowie ungeahnte Leichtigkeit schafft. Ein im Jazz eher untypischer fünfsaitiger Kontrabass, wie ihn jedoch die Virtuosen Barre Phillips und Renaud Garcia-Fonds spielen, ist ihm dabei unersätzlicher Partner.
Theo Jörgensmann, 1948 in Bottrop geboren. Theo Jörgensmann war in den 1980er Jahren wesentlich an der Renaissance der Klarinette beteiligt und zählt zu den führenden europäischen Klarinettisten, sowohl im Modernen Jazz wie auch in den Grenzgebieten zwischen Jazz und Neuer Musik. Eine der ersten Gruppen, mit den Jörgensmann Anfang der 1970er Jahre überregional in Erscheinung trat, war das Contact Trio. Danach leitete er diverse eigene Formationen und wirkte in nationalen und internationalen Ensembles der Jazz und Improvisationsszene mit (1985-87 CL 4 (Clarnettenquartett), 1981-96 European Interface, 1984-96 German Clarinet Duo, Mitteleuropa Orchesrta (Cond. Andrea Centazzo), Pipetet (Cond. Franz Koglmann)). Ende 1996 formte Theo Jörgensmann nach intensiven Material- und Strukturstudien ein neues Quartet mit Christopher Dell am Vibraphon. Nach äußerst positiver Kritik tourte das Ensemble viermal durch Nordamerika (u.a. Jazzfestivals in Montreal, Vancouver und San Francisco). Seit 2003 spielt Jörgensmann im OlesJörgensmannOles mit den jungen polnischen Zwillingen Marcin (Bass) und Bartlomiej Oles (Drums). Er ist insofern wunderbar, das er – der weder der Goodman – noch von der Giuffre-Linie folgt, sondern  ausgehend vom Bop (Cannonball Adderley und dem frühen Coltrane),  daraus eine eigene Sprache transformiert. Der Altmeister der Klarinette, Theo Jörgenamnn, weiß um die Geheimnisse, freie Improvisationen als eine lebendige und moderne Form des Jazz erklingen zu lassen.

http://www.hagensart.de
http://de.wikipedia.org/wiki/Theo_Jörgensmann
http://www.christopher-dell.de