jazzkeller 69 e.V. Archiv


20.05.2015 - Einlass: 20:00:00 Beginn: 20:30:00
Aufsturz - Oranienburger Strasse 67-68, 10117

Gottfried Benn - SCHÖNER ABEND (Premiere)

Hannes Zerbe - Jörg Huke – Hans-Joachim Frank - Hannes Zerbe - Piano, Keyboard
Hannes Zerbe - Jörg Huke – Hans-Joachim Frank - Jörg Huke - Posaune (trombone)
Hannes Zerbe - Jörg Huke – Hans-Joachim Frank - Hans-Joachim Frank - Stimme

Bereits mit MERZ JAZZ (Kurt Schwitters) und BOBEOBI SANGEN DIE LIPPEN (Welimir Chlebnikow) feierte der Regisseur und Schauspieler Hans-Joachim Frank mit den Musikern Hannes Zerbe (Piano, Keyboards) und Jörg Huke (Posaune) große Erfolge von St.Petersburg bis Los Angeles. Jetzt widmen sie sich einem der größten deutschen Lyriker des 20. Jahrhundert: Gottfried Benn.

Im Programm finden sich Texte aus Benns Gedichtbänden 'Morgue und andere Gedichte' (1912), 'Fleisch' (1922), 'Ausgewählte Gedichte' (1911-1936), 'Zweiundzwanzig Gedichte' (1936-1943) und 'Statische Gedichte' (1948).

Gottfried Benn gilt als einer der bedeutendsten deutschen Dichter der literarischen Moderne. Ein erstes Mal betrat er die literarische Szene als Expressionist mit seinen Morgue-Gedichten, die mit herkömmlichen poetischen Traditionen radikal brachen und in denen vor allem Eindrücke aus seiner Tätigkeit als Arzt starken Niederschlag fanden. Sektionen und Krebs- und Geburtsstationen werden scheinbar emotionslos beschrieben, und romantische Titel wie 'Kleine Aster' wecken Erwartungen, die dann krass enttäuscht werden. Nach dem oben genannten Gedichtband erschienen in der Folgezeit nur noch wenige mit äußerst geringer Auflage; während der Nazizeit unterlag Benn einem Schreibverbot.

Vom Nationalsozialismus, mit dem er zuerst sympathisiert hatte, wandte sich Benn wohl vor allem ab, weil er ihn schließlich als ähnlich antikulturell einschätzte wie den Kommunismus und Sozialismus. Nach Kriegsende wurde er zunächst wegen seiner anfänglichen Unterstützung des Hitlerregimes angefeindet, doch spätestens mit seinen Statischen Gedichten, die sich weit vom wild-zynischen Ton der Morgue-Gedichte entfernt hatten, fand er in der jungen Bundesrepublik ein neues, stetig wachsendes Publikum. So wurde der Autor zum Ende hin ein weitberühmter, mit dem Büchner-Preis ausgezeichneter und stilbildender Dichter.