jazzkeller 69 e.V. Archiv


25.09.2021 - Einlass: 15:30:00 Beginn: 16:00:00
Open Air Bühne im Garten - Hasselwerder Str. 22A, 12439

Jazz am Kaisersteg: Off The Record / Weird Weapons / Berhard - Neuser And Talibam

Weird Weapons - Tony Buck - Perkussion
Weird Weapons - Olaf Rupp - Gitarre
Weird Weapons - Joe Wiliamson - Double Bass
Off The Record - Oliver Steidle - Schlagzeug
Off The Record - Ronny Graupe - Gitarre
Off The Record - Phil Donkin - Bass
Off The Record - Dominik Bukowski - Vibraphon
Silke Eberhard / Nikolaus Neuser and TALIBAM! - Silke Eberhard - Altsaxophon
Silke Eberhard / Nikolaus Neuser and TALIBAM! - Nikolaus Neuser - Trompete
Silke Eberhard / Nikolaus Neuser and TALIBAM! - Kevin Shea - Schlagzeug
Silke Eberhard / Nikolaus Neuser and TALIBAM! - Matt Mottel - Gitarre, Synthesizer

Off The Record
Seit den frühen Nullerjahren zieht Ronny Graupes Ruf als besonders origineller Gitarrist immer weitere Kreise.
Nicht zuletzt wegen seiner individuellen Klanggebung, die ihm u.a. durch eine zusätzliche siebte Saite in tieferen Registern gelingt.
Ob in seiner Band Spoom (mit Christian Lillinger, Jonas Westergaard, Christian Weidner), bei Gropper/Graupe/Lillinger (Ex-Hyperactive Kid) und Melanoia oder im Projekt qöölp an der Seite der französischen Stars Theo und Valentin Ceccaldi (Geige und Cello): stets verblüfft Graupes eigener Stil.

Im 2019 gegründeten Quartett Off The Record weiß er mit Donkin und Steidle zwei bekannte Größen hinter sich, die als überaus wendige, einfallsreiche und dynamische Impulsgeber begeistern.
Noch signifikanter ist indes die Paarung Vibraphon und Gitarre. Zwei Instrumente, die sowohl melodisch, als auch harmonisch agieren können, konstatiert Graupe, der Bukowski schon während seines Studiums bei einem Workshop kennenlernte.
Die Musik charakterisiert er als lange, sich entwickelnde kompositorische Bögen, deren Formen und Strukturen Räume bieten für Improvisationsfelder, die an freies Spiel grenzen. Da Bukowski größtenteils in Danzig lebt, dürfte sein Auftritt für viele eine Entdeckung werden.
Weird Weapons
Das Trio um den Ausnahmegitarristen Olaf Rupp veröffentlichte 2005 sein Debütalbum, rund sechs Jahre später erschien der schlicht 2 genannte Nachfolger.

„Jede Note hat ihre eigene Klangfarbe und braucht deshalb keinen melodiösen, harmonischen oder sonst wie dramaturgischen Überbau“, skizziert Rupp das Konzept der faszinierenden, teils transparent-filigranen, teil komplex-abstrakten Musik, die international hoch gelobt wird.
Die nonkonforme Haltung der drei Künstler zeigt sich in vielen Aspekten. Rupps eigenwillige Spielweise, bei der er die Gitarre in einer aufrechten Position hält, lehnt sich an die chinesische Pipa-Tradition an, zudem streicht er manchmal mit einem Bogen.

Tony Buck gilt als äußerst erfindungsreicher und klangorientierter Drummer, der Knistern, Kratzen und Scheppern, hypnotisch-rollende Patterns und schwellende Töne in seine erstaunliche Rhythmik integriert.
Williamson schabt, sägt und quietscht ebenfalls gerne geräuschhaft mit dem Bogen. Während Rupp und der Australier Buck bis heute zu den wichtigen Impulsgebern der Berliner Improvisationsszene zählen, ist Joe Williamson inzwischen wesentlich seltener hier zu sehen – der Kanadier wohnt seit einer Weile in Stockholm.
Silke Eberhard / Nikolaus Neuser and TALIBAM!
Im September 2020 veröffentlichte das transatlantische Quartett das Album This Week Is in Two Weeks mit zwei knapp 20min langen, dynamischen ad hoc-Stücken.
Dabei zeigen nicht nur die jeweiligen Duos tiefes Einverständnis untereinander (immerhin arbeiten sie schon viele Jahre zusammen), auch die gemeinsame intuitive Interaktion funktioniert atemberaubend.

Klug gesetzte Kontraste (beispielsweise Bläser vs. Synthesizer), ein energiegeladenes Schlagzeug als Triebfeder, mäandernde Linien und rollende Flügel-Einsätze, flirrende bis schroffe Modulationen, eine enorme Bandbreite an Klangfarben und Abstraktionen kreieren extrem dichte Momente.
Zwischendrin flackern Referenzen an die Jazz-Geschichte bis hin zu kleinen Blues-Motiven auf. Die glückliche Fügung will es, dass Shea und Mottel nach fulminanten Auftritten bei früheren Moers Festivals in diesem Jahr die dortige „residency“ erhalten haben; so werden die beiden New Yorker länger in Deutschland sein und können die Kooperation mit Eberhard/Neuser fortsetzen.

Noch ein Wort zu ihrem Künstlernamen: er geht auf die Überschrift einer Zeitung zurück, die versuchte, das Bombardement der Amerikaner in Afghanistan heldenhaft zu überhöhen – einen Angriff, den die beiden Künstler verurteilen.
Ihr Ziel ist vielmehr, Ideologien und Dogmen mit menschlichem Geist und Mitgefühl zu begegnen.