jazzkeller 69 e.V. Archiv


03.07.2021 - Einlass: 16:00:00 Beginn: 16:30:00
Open Air Bühne im Garten - Hasselwerder Str. 22A, 12439

Jazz am Kaisersteg: gleichwiederda / Ruf der Heimat / phon-O-rama

Ruf der Heimat - Thomas Borgmann - Saxophone
Ruf der Heimat - Jan Roder - Bass
Ruf der Heimat - Willi Kellers - Schlagzeug
Ruf der Heimat - Christof Thewes - Posaune
Gleichwiederda - Steffen Faul - Trompete
Gleichwiederda - Alexander Beierbach - Tenorsaxophon
Gleichwiederda - Berit Jung - Bass
Gleichwiederda - Anke Lucks - Posaune
Gleichwiederda - Fee Stracke - Piano
Gleichwiederda - Sebastian Deufel - Schlagzeug
phon-O-rama - Johannes Lauer - Posaune
phon-O-rama - Gerhard Gschlößl - Posaune, Sousaphon
phon-O-rama - Martin Klingeberg - Trompete, Vocal, Euphonium
phon-O-rama - Jan Leibnitz - Schlagzeug

gleichwiederda
Die Geschichte dieser Band mit dem hintersinnigen Namen reicht recht weit zurück.
Von 2002 bis 2009 haben Gleichwiederda zusammengearbeitet, dann waren sie weg und rund zehn Jahre später tatsächlich wieder da.
2019 beeindruckte das Sextett beim Jazzkeller 69. Inzwischen gibt es mit Sebastian Deufel einen neuen Mann am Schlagzeug, den manche möglicherweise von jener Band kennen, die in Andreas Dresens Gundermann-Spielfilmporträt hinter der Hauptfigur agiert.

Auch die übrigen Bandmitglieder werden weithin für ihre versierte Spielkunst geschätzt. Grooves sind essentiell für die Eigenkompositionen verschiedener Mitglieder von Gleichwiederda, ebenso wie Wechsel zwischen Harmonie und Reibung, variable Klangfarben und gewitzte Lautmalereien.
Das Ensemble zeigt keine Angst vor Melodien, spielt mit dynamischen Steigerungen und Öffnungen bis hin zu spannenden Improvisationen, die selbst in freien Momenten stets klare Strukturen erkennen lassen.
Ruf der Heimat
Die Herausforderung war zweifellos groß. Wie sollten Thomas Borgmann und Willi Kellers als verbleibende Mitglieder der 1992 gegründeten Band Ruf der Heimat den altersbedingten Ausstieg von Ernst-Ludwig Petrowsky und Christoph Winckel verschmerzen?

Die Presseresonanz auf die Neubesetzung des Quartetts signalisiert jedenfalls Gutes, lobt beispielsweise eine durch Thewes befeuerte völlig neue Dynamik.

Im Sonic Magazin war zu lesen: „Schnell ist klar, dass die beiden Neuen viel mehr sind als nur Auswechselspieler. Borgmann und Kellers präsentieren ihre Kunst voller Tiefenschärfe und Spannung. Mit Jan Roder und Christof Thewes haben sie ideale Ergänzungen gefunden. […] Es ist ein hohes Vergnügen zu verfolgen, wie sie ihr Material drehen und wenden.“

Und auch allaboutjazz.com ist über das aktuelle Werk Secrets begeistert: „…das 74-minütige Album zeigt das Handwerk der Band: fließende, spontane Erfindungen, die sich nicht scheuen, der Melodie in die Augen zu schauen. Diese Kühnheit stammt vor allem von Borgmann, der sein ausdrucksstarkes Post-Ayler-Saxophon mit einem ansteckenden Lyrizismus versieht.“
phon-O-rama
Der Trompeter und Sänger Martin Klingeberg gehört seit Jahren zu den Querköpfen der Berliner Szene, manche nennen ihn auch „Stilsurfer“.
Fern aller Dogmen spielt er am liebsten Musik, die ihm und dem Publikum gleichermaßen Spaß macht. Klingeberg gilt als Erfinder der BONK-Musik, die sich durch eine gewisse Nähe zum Rock und konzeptionelle Konsequenz definierte; daneben entwickelte er mit dem Quartett Tango Crash die – auch international gesehen – tiefgründigste und mit Abstand überzeugendste Neudeutung des argentinischen Tango seit Astor Piazzolla.
Zudem arbeitete Klingeberg in Ben Beckers Band Zero Tolerance und mit unzähligen Jazzformationen sowie für die Schaubühne und am Berliner Ensemble.

Die Besetzung von phon-O-rama entspricht der Minimalbesetzung einer Marching-Band, wie man sie ursprünglich aus New Orleans kennt. Ausgehend von diesem Sound experimentiert und jongliert das Quartett mit Stilmitteln und Einflüssen unterschiedlichster Couleur.
Tradition und zeitgenössische Mittel ergänzen sich, das Ganze wird am Ende mit Witz und Ironie gewürzt und mit der nötigen Chuzpe serviert. Das Ergebnis klingt, wie im Herbst im Industriesalon Schöneweide zu erleben war, rauh und zerbrechlich, wild und mystisch, ekstatisch und minimalistisch.
Die beiden Posaunisten der Band, Gerhard Gschlössl und Johannes Lauer, zählen zu den Fixsternen am Berliner Blechbläserhimmel, beide sind seit Jahren in der Improvisationsszene verwurzelt und haben bereits herausragende Projekte initiiert.