jazzkeller 69 e.V. Archiv


14.02.2017 - Einlass: 21:00:00 Beginn: 21:30:00
NoVilla - Hasselwerderstr. 22, 12439

Jazzkeller69 stellt vor: Digital Primitives

Digital Primitives - Cooper Moore - Mundbogen, NEU, NEU, NEU
Digital Primitives - Assif Tsahar - Tenorsaxophon, NEU
Digital Primitives - Chad Taylor - Schlagzeug, NEU

A PA helps just a bit because Cooper-Moore goes through an Amplifier. - it is a mic for me and maybe one for Cooper-Moore ( i can fix the sound myself no need to spend the money on the sound man.) most important Cooper-Moore needs a good strong Bass amplifier but i see you have one listed. Thanks everything looks good.I will send CM and Chad your greeting. ~ Peace Assif
Wer eines ihrer Alben kennt oder sie in einem Internet-Video entdeckt hat, mag nach stilistischen Schubladen gesucht haben: Ist das noch Jazz? Ist das instrumentaler Avantgarde-Rock oder vielleicht doch eher eine eigenwillige Variante amerikanischer „Roots Music“? Fragen, die sich die Digital Primitives wahrscheinlich nie gestellt haben, aber dennoch helfen können, der unkonventionellen Klangkunst des Trios näher zu kommen, denn sie weisen auf alle Fälle in die richtigen Richtungen. Kopf und treibende Kraft der Band ist der Musiker, Musikpädagoge und Mulitmedia-Künstler Cooper-Moore. Als exzellenter, dem freien Jazz nahe stehender Pianist spielte und spielt er mit David S. Ware, William Parker u.v.a.. Getrieben wird er noch von einer weiteren Leidenschaft: dem Bauen und vor allem Spielen von selbst entworfenen Instrumenten. Und genau dieses Faible kann er mit den Digital Primitives grenzenlos ausleben. Neben sich hat er dafür die idealen Partner: den in Tel Aviv aufgewachsenen, wie Cooper-Moore in New York lebenden Saxophonisten Assif Tsahar sowie Chad Taylor an den Drums.
Es ist somit kein Widerspruch, dass es im Trio des Pianisten Cooper-Moore kein Klavier gibt. Zum Einsatz bringt er statt dessen ein bundloses Banjo, eine Mund-Violine oder andere seiner handgemachten Instrumente. In Verbindung mit Tsahars zwischen Tradition und Experiment wanderndem Saxophon und Taylors dynamischer Schlagwerkkunst entsteht eine Musik voller Dramatik, Überraschungen, Spiel- und Lebensfreude. Sie wurzelt tief in den afroamerikanischen Traditionen von Jazz, Funk und Blues, setzt diese aber in einem sehr freien Verständnis neu zusammen. Gelegentlich muss man solche Konzerte hören, um sich daran zu erinnern, was einen am Jazz im Kern interessiert: geerdete Musik - mit afrikanisch geprägtem Puls, mit aus dem Blues gesaugtem 'Spirit' und mit Kommunikation im Kollektiv gespielter Leidenschaft. 'Primitiv' sind die Digital Primitives nur im besten Sinne. Bei Cooper Moores Instrumentarium ist es sichtbar: ein Bassbrett mit nur einer Saite, das selbst gebaute Banjo hat immerhin drei, was er daraus hervorlockt ist alles andere als primitiv.
Oder vielleicht doch: die Musik des Trios *ist* primitiv - im Sinne von 'elementar' – nicht der Zucker aus der Tüte, sondern das Zuckerohr. Assif Tsahar, ein Israeli mit hörbar schwarzer Seele spielt sein Tenorsax ekstatisch und lässt sich von und mit Chad Taylor am Schlagzeug an- und mittreiben und der Flow dieser Beiden wird von Cooper Moore auf seinem Einfachst-Bass mit soviel Funk gewürzt, dass man sich fragt, warum es Bässe mit mehr Saiten überhaupt geben muss. Die ruhige Seite des Trios ist zu hören, wenn Chad Tayor zur Kalimba greift oder Cooper Moore und Tsahar eine bewegende Ballade zu Ehren des Bassisten Peter Kowald mit Flöte und Saxophon spielen. Aufs Essentielle reduziert sind auch die Botschaften, die Cooper Moore singt: von den Wurzeln des Jazz, von der Liebe (zwischen Mann und Mann, Frau und Frau und Frau und Mann) und zum Schluss die simple aber nicht falsche Erkenntnis 'Happy to be alive'. Konnte man sein, bei diesem denkwürdigen Abend in Keller des Jazzinstituts in Darmstadt. ~ Frank Schindelbeck