jazzkeller 69 e.V. Archiv


16.08.2002 - Einlass: 21:00:00 Beginn: 21:30:00
Jazzkeller Treptow - Puschkinallee 5, 12435

Drumbones + Rimskii 5 Schwarz

Drumbones - Willi Kellers - Schlagzeug
Drumbones - Samba Sock - african percussion, boograboo
Drumbones - Jacques Nobili - Posaune (trombone)
Rimskii 5 Schwarz - Christoph Winckel - Bass
Rimskii 5 Schwarz - Axel Petry - Holzblasinstrumente
Rimskii 5 Schwarz - Der Prasident - Schlagzeug
Rimskii 5 Schwarz - Dr. Borg - Gitarre
Rimskii 5 Schwarz - Gerd Dudek - Holzblasinstrumente

Sommer im Keller?? Vielleicht zum letzten Mal??? Das Parkhaus Treptow, also auch unser Dominzil soll laut BVV Beschluss Ende des Jahres geschlossen (besser gesagt: verkauft) werden. Das war nicht der Anlass für dieses Special im August, aber vor dem Hintergrund der nahenden Schließung nun doch ein Akzent , der zeigt was verloren zu gehen droht.

Zwei Tage die einiges zu bieten haben in Sachen Berliner und Kölner Welten, was eher aus Zufall als Notwendigkeit geboren wurde: Sollte hier doch der Versuch gemacht werden Höhepunkte des ersten Programmhalbjahres mit neuen Projekten fortzusetzen. (Der zweite Teil erfolgt dann zum 33. Geburtstag des Jazzkeller Anfang Oktober!).

Dr Borg ('der wahre Pate des Kölner Untergrunds') und Der Präsident , im Mai noch mit KORO im Keller und gut in Erinnerung, diesmal mit Axel Petry, von dem ich lange nichts mehr gehört hatte, der aber immer noch so klingt wie ich ihn Anfang der 80iger (oder wars eher Ende der 70iger) beim Moerser NewJazz-Festival erlebt habe und ich liebe diesen Sound! Ansonsten war Petry in der Zwischenzeit immer mal wieder unterwegs ob mit Theo Jörgensmann, Sam Rivers, Albert Mangelsdorf, Perry Robinson....... Gert Dudek

Zweites Horn in der Reihe ist Gert Dudek, und das macht sicherlich den besonderen Reiz dieses Quintetts aus, ist er doch einer der ganz Großen des deutschen Nachkriegsjazz: Born in 1938 in Gross-Döbern (today Poland), after his studies, he joined the famous Kurt Edelhagen Big Band (1960-64).He later became a member of the Manfred Schoof Quintet. With the Albert Mangelsdorff Quintet and German All Stars he made several tours of Asia and South-America. Gerd has also played in quartet with Alan Skidmore and Adelhaid Roidinger, He was one of the founding member of the Manfred Schoof Big Band as well as the 'Globe Unity' and 'Berlin Contemporary Orchestra' of Alexander von Schlippenbach and he recorded more than 70 CD's & LP's. (soweit Ali Haurands kurze englische Dudek Bio)

Und dann endlich wieder zu erleben am Bass: Christoph Winckel, der sich so rahr gemacht hat in Berlin in den vergangenen zwei Jahren, ist er doch einer der Großen der (ehemaligen) DDR-Jazz-Szene, in welchem Projekt war er nicht zugegen und mit wem hat nicht gespielt? Und dann werden wir sehen, was Rimskii 5 Schwarz in sich trägt, oder ahnen wir es schon?

Mitte Februar gab es auf Initiative des Jazzkeller das Duo Willi Kellers und Abdourahmane Diop: Ein unglaubliches Konzert: zweieinhalb Stunden Energie, Rhythmus, Dichte und Wärme in einem Dialog wie man ihn lange nicht mehr gehört hat in dieser Stadt, und wenn nun Samba Sock den Part von Diop übernimmt wird es sicherlich kaum anders. Wem Samba Sock nur aus afrikanischen Trommelgruppen bekannt ist, wird schnell merken das es da noch weit mehr zu entdecken gilt!

Samba Sock ist ein Meister der Boograbo (so etwas ähnliches wie den Talking Drums)und nicht von ungefähr hat ihn Jean-Paul Bourelly in seine neuen Projekte mit Archie Shepp und Henry Threadgill integriert. Willi Kellers ist eines dieser Naturkinder am Schlagzeug/werk(?). Mehr als 20 Jahre schon im Duo mit Brötzmann, immer wieder mit Keith Tippett, Willem Breuker, früher auch Frank Wright, mit Charles Gayle, Ruf der Heimat, Marylin Crispell, und soweit ich das Überblicke alle Namen des europäischen Jazz. Er ist einer dieser Musiker die man hautnah spüren muß. Diesmal mit dabei als Melodiestimme der Korse und Wiener Jacques Nobili an der Posaune, der immer wieder schon mit Samba Sock gearbeitet hat, ob früher im Trio mit Jay Oliver oder zuletzt in Projekten um Paul Schwingenschlögel.

Jacques Nobili wird dann am zweiten Tag nochmal zuerleben sein in einem Trio, das in dieser Form zuletzt Ende der 80iger aktiv war. Es gab damals viele Kritiken aber zitieren möchte ich hier Konrad Heitkamp (der soweit ich weiß bei 'der Zeit' gelandet ist und in der 'taz' nörgelte: >Bewundernswert in ihrer Kompromißlosigkeit, mit der sie Kunst produzieren. Ästhetisch fundiert und technisch perfekt gaben sie dem Zuhörer keine Chance. Man wagt kaum, sie zu kritisieren.< Nick Steinhaus gehörte seinerzeit mit zur Gründergeneration der Free Music Production, ist immer unbeeindruckt und konsequent seinen Weg gegangen, tritt nur noch selten - und das nur bei besonderen Projekten öffentlich in Erscheinung - arbeitet zur Zeit vor allem als Saxophonentwickler in Marktneukirchen (dem Stammsitz vieler legendärer Saxophonfirmen). Sein Saxophonton ist in Europa bis Heute einzigartig, ganz in der Nähe von Dolphy & Ornette Coleman.

Thomas Borgmann, also ich selber, bin auch schon lange am tun, also im Geschäft wie man so sagt (mehr unter www.thomasborgmann.de.vu), habe mit Steinhaus die ganzen 80iger Jahre über als Duo oder im Berlin Art Ensemble zusammengearbeitet, z.B. '81 Goethe Tour Südamerika, '82 Nickelsdorfer Konfrontationen, '83 Jazz in der Kammer (Berlin-Ost), '87 Sirone Sextet in NYC, usw, usw....

Anfang Mai hat mich der KellerVerein überedet nach langer Zeit für ein neues Duo mit Steinhaus, nicht als Wiederbelebung eher als ein Schauen was die Zeit verändert. Aber es war alles noch präsent, also doch eine Wiederbelebung? Mal sehen.

Ich verspreche zwei sehr spannende Abende im Sommer im Keller. ~ Thomas Borgman